Monatsarchiv: Juli 2012

ECM Trends 2012: Unternehmen sind auf der Suche nach Inhalten

Mein lieber Kokoschinski, endlich haben die Unternehmen „Inhalte“ entdeckt und beschäftigen sich mit deren Verarbeitung. Die jetzt durchgeführte Marktanalyse des idH Instituts untermauert die These, dass mittlere bis große Unternehmen das Ablegen, Archivieren und Suchen nach Dokumenten nicht mehr in den Vordergrund ihrer ECM-Strategie stellen, sondern sich mehr um Prozesse und Inhalte kümmern möchten. Die Studie bestätigt damit im Wesentlichen die im Mai bereits verbreiteten Zahlen der ECM Trendstudie.

Zum Hintergrund: das ECM (Enterprise Content Management) eines Unternehmens umfasst neben Posteingang, Archiv und Knowledge Management eine ganze Reihe von Disziplinen, mit denen Unternehmen ihre Geschäftsinhalte erfassen und bereitstellen. In der Realität fangen Unternehmen aber erst jetzt an, sich dem Verwenden der Inhalte stärker zu widmen. War bislang also mit „ECM“ bloß ein schicker Trendbegriff über das gute alte Dokumenten Management gelegt worden? Ging es nur um die elektronische Ablage? Wohl kaum.

Dennoch zeigt sich ganz deutlich: die Unternehmen haben gerade erst Fahrt aufgenommen bei der Vernetzung und Bereitstellung von Contents. Immerhin zeigt sich, dass nach dem Ablegen und Suchen endlich mit dem Finden und Verbinden begonnen wird. Dass dabei gerade einmal jedes fünfte Unternehmen „ECM aus der Cloud“ für wichtig hält, beweist nur, dass angesichts der drängenden Herausforderungen zunächst noch einige Hausaufgaben zu machen sind.

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Das Scheitern an der Brückentechnologie – ist die E-Mail schon am Ende?

Mein lieber Kokoschinski, gerade 30 Jahre alt geworden, doch schon dem „alten Eisen“ zugeschrieben: Ole Reißmann prophezeit auf Spiegel-Online das Ende der digitalen Post. Der Journalist verweist stattdessen auf den Komfort der sozialen Netzwerke: „Machen wir uns nichts vor“, schreibt Reißmann. „E-Mail ist eine Brückentechnologie. Schneller und einfacher geht es mit Kurznachrichten, die via Facebook und Smartphone verschickt werden.“

Recht hat er. Und seine Thesen werden in der IT Welt schon seit langem nicht mehr bestritten. Zur CeBIT wurde auf der Themenbühne des BITKOM ECM Solutions Park durchaus kontrovers über „Die Herausforderung E-Mail“
diskutiert – das Expertengespräch ist auf Youtube verewigt. Tatsächlich verlagert sich schon heute die Unternehmenskommunikation in soziale Netzwerke, Corporate oder Micro Blogs. Denn die Vorteile liegen auf der Hand: endlich ist Schluss mit den ständigen Unterbrechungen durch eingehende Post. Über die Unternehmens-Community sind wir jederzeit über den Fortlauf unserer Angelegenheiten und Projekte informiert. Nicht wir suchen die Nachricht – die Nachricht findet uns.

Die Sache mit den „Kunden“

Wir werden also unsere Unternehmensdialoge auf Smartphones und Facebook-Seiten ausweiten. Auch wenn Reißmann eingesteht, dass trotz aller Aufbruchstimmung einige wichtige Aspekte der Unternehmenssicherheit unberücksichtigt sind.

„ Allerdings überwacht der Werbekonzern seine Nutzer. Neue Dienste bringen neue Probleme. Sind Nachrichten und Kontakte sicher? Liest Facebook schon wieder mit?“

Aber war da nicht noch etwas? Ach ja: der Kunde. Auch er bevölkert die sozialen Netzwerke. Aber wenn er mit Unternehmen in Kontakt treten will, hat die E-Mail als Transportmittel längst nicht ausgedient – im Gegenteil. Wie in der Juni-Ausgabe des Fachmagazins Call Center Profi veröffentlicht, nutzen Kunden zunehmend schriftbasierte Kommunikationswege. Immer noch steigt das Nachrichtenvolumen im Branchendurchschnitt um rund 20 %. Und immer noch warten Verbraucher im Schnitt 2 Tage auf eine Reaktion. Längst hat die E-Mail Teile des telefonischen Dialogvolumens im Kundenservice erobert. Denn mit Smartphones und mobilem Internet war es nie einfacher als heute, aus dem ICE oder während des Sonntagsabend-Tatorts mal eben Hausbank, Telekom oder Stadtwerke per E-Mail zu kontaktieren.

Die schrittweise Transformation

Machen wir uns nichts vor: die vieldiskutierte Innovationsstarre wird sich in den Unternehmen nicht binnen Jahresfrist beheben lassen. Im ITyX-Blog wurde das Thema passend aufgegriffen: „Der Kundenservice ist noch nicht im App-Zeitalter angekommen“. Solange sich Unternehmen zur Beantwortung von E-Mail Anfragen ihrer Kunden Reaktionszeiten einer Postkarte gönnen, liegt das „Social Enterprise“ noch in der Ferne.

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Indeed: Briten schreiben lieber als anzurufen …

Gestern Amerikaner – heute die Briten. Die stellen sich nämlich im Gegensatz zu den Deutschen noch eher als Smartphone-Muffel heraus. Mein lieber Kokoschinski: nur gut ein Viertel der erwachsenen Mobilfunker auf der Insel besitzen ein Smartphone.  Das wiederum wird dann eher für Datendienste als zum Telefonieren verwendet. Das hat eine Studie der Ofcom ergeben, die auf dem ITyX-Blog und „Ich sag mal“ aufgegriffen wird.

Aber warum nur „texten“ Verbraucher immer häufiger, als dass Sie anrufen würden? Laufen wir tatsächlich in eine Zeit der „sprachlosen, unpersönlichen Kommunikation“, wie Günter Greff in seinem Fachdienst Call-Center-Experts befürchtet?

Aus Sicht der Unternehmen habe ich die Vorteile der asynchronen Kommunikation bereits mehrfach hervorgehoben – den Artikel für das Fachmagazin Call Center Profi kann man sich hier anschauen. Aus Sicht der Verbraucher gilt das Prinzip der „Wahlfreiheit“ – wenn sie durch ein Unternehmen angeboten wird. Soll doch der Kunde selbst entscheiden, ob er gerade stumm und unbemerkt aus Wohnzimmer oder ICE sein Anliegen per Smartphone löst, oder aus Auto (bitte nur mit Freisprech!) und Supermarkt die Hotline anruft. Hauptsache einfach.

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Kontakte vs. Inhalte: wie gestaltet man gute Kundendialoge?

Mein lieber Kokoschinski, da haben sie es uns ja wieder einmal gezeigt, die Amerikaner. Fernsehen, Fast Food, Facebook: was hat uns die Supermacht in den vergangenen hundert Jahren nicht an Errungenschaften beschert. Und jetzt sind die USA selbstverständlich bereits viel weiter als Europa bei der vernetzten Service-Ökonomie. „Die Digitalisierung der Gesellschaft ist in den meisten US-Köpfen soweit vollzogen und abgeschlossen“,  bescheinigt sogar Journalist André Vatter nach dem Besuch der Amsterdamer SMICS Konferenz. Die „digitale Denke“ sei in Deutschland ein „trauriger Abklatsch des American Dreams, ein heruntergekochtes Derivat, viel zu kraftlos, viel zu spät“. Bezeichnend Scott Galloway, der in seinem Vortrag bescheinigt: „Europa ist ganz gut in Mobile. Alles andere können wir besser“.

Das sitzt. Und angesichts der endlosen Diskussionen, die wir in Politik und Gesellschaft in den vergangenen 2 Jahren ertragen mussten, wenn es um Verbraucherschutz, Urheberrechte und Datenkraken ging, ist das verkrampfte Verhältnis insbesondere der Deutschen gegenüber vernetzter Internet-Kommunikation nicht ganz von der Hand zu weisen. Dennoch sollten die feinen Unterschiede zwischen den Netzkulturen nicht zu einseitig ausgelegt werden. So weist Gunnar Sohn in seiner Replik  darauf hin, dass auch „die amerikanischen Unternehmen in der App-Economy schwächeln, wenn es beispielsweise um Kundendialog geht“ – und er trifft damit einen wunden Punkt.

In der Tat wachsen und entwickeln sich Innovationen in den USA vergleichsweise ungehindert: E-Mails und Chat-Dialoge gehörten zu Beginn des Jahrtausends fast schon zum „Mainstream“ wenn es um den amerikanischen „Customer Service“ ging. Web Conference und Collaboration haben ebenso aus dem Silicon Valley heraus die „alte Welt“ erobert. Es lohnt aber der Blick für die Details. „In vielen Bereichen haben wir Europäer die Dinge gründlicher zu Ende gedacht“, widerspricht Süleyman Arayan, Gründer der deutschen Softwareschmiede ITyX. Und er erwähnt ein Beispiel aus dem Alltag deutscher Serviceorganisationen. „Für viele Unternehmen in den USA beschränkt sich Kundenservice auf das Management von Kontakten.“ Ob per Telefon, E-Mail oder  Internet: die Logistik des Verteilens von Kundenanfragen auf verfügbare Mitarbeiter steht häufig noch im Vordergrund. Hier waren und sind die USA technologische Vorreiter. „Viel wichtiger ist allerdings heute das Management der Inhalte“, erläutert Arayan. Service-Logistik ende in deutschen Unternehmen eben nicht mit bloßen Zuständigkeiten. „Deutsche Unternehmen wollen mehr aus den Dokumenten und E-Mails ihrer Kunden lesen. Sie denken in optimierten Geschäftsprozessen, priorisierten Vorgängen und Service-Leveln“.

Tatsächlich sind US-Unternehmen durchaus überrascht, wenn sie auf deutsche Gründlichkeit stoßen. Als ich selbst in den USA ein Service Center besuchte, fielen mir rund 20 Mitarbeiter auf, die in einem großen Raum Briefe öffneten und deren Inhalte auf Stapeln sortierten. Es war die Beschwerdestelle. Als ich fragte, warum man solch delikate Post nicht scannen und deren Bearbeitung durch entsprechenden Software-Einsatz beschleunigen würde, erntete ich nur Schulterzucken.

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Content, Cloud und CDO: Wege aus der IT-Innovationsarmut

Im Frühjahr wurde ausgiebig über die Innovationsarmut und die neuen Chancen einer digitalen Servicestrategie für deutsche Unternehmen diskutiert. Der US Management-Berater Brian Solis hat nunmehr angeregt, dem Beispiel von Starbucks zu folgen.  Ein Chief Digital Officer (CDO) solle sich künftig darum bemühen, die Ausrichtung der Unternehmen auf vernetzte Kunden und Mitarbeiter stärker voran zu treiben. Ausschnitte seines Vortrags auf der Microstrategy Fachtagung in Amsterdam:

Die Innovationsträgheit bei der Entwicklung neuer Servicekonzepte ist ein passendes Beispiel. „Mobiltelefone sind längst keine Telefone mehr, sondern zu Smart Service Terminals geworden“, betont Karl-Heinz Land, Chief Evangelist von Microstrategy. Süleyman Arayan, Gründer und Vorstand der ITyX Gruppe, ist überzeugt, dass Smartphones die IT Serviceökonomie durcheinanderwirbeln werden. „Wenn Unternehmen sich bei der Einführung neuer Servicekonzepte mehr den Chancen zuneigen würden, als mögliche Risiken zu minimieren, würde der deutsche Tanker schneller Fahrt aufnehmen können.“ Längst feilen Fachabteilungen an ihrer ECM Strategie, der Automatisierung von Geschäftsprozessen aus der Cloud. Verharrt die deutsche IT in ihrer Innovationsstarre? Fest steht: die technische Wirklichkeit deutscher Verbraucher entwickelt sich momentan schneller als die Ideen in Führungsetagen.

Mehr aus der Kolumne „Chefinnovator gesucht“ im European.

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Studie: Multichannel-Kommunikation noch stark ausbaufähig

Wie das Branchenmagazin Call Center Profi meldet, hat eine aktuelle Studie von Pitney Bowes untersucht, wie es um die Integration verschiedener Kunden-Kommunikationskanäle im Sinne eines echten Multichannel-Ansatzes bestellt ist. Ein Ergebnis: 90 Prozent der befragten Unternehmen verfolgen die Integration ihrer Kommunikationskanäle. Allerdings: in der Praxis sind weniger als ein Drittel schon so weit. Zur Meldung

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Perfekte Anpasser – Wie Apps die Wirtschaft verändern

Contact-Center-Network

Für die zunehmende Verschriftung der Kommunikation fehlen in der deutschen Wirtschaft häufig die richtigen Konzepte. So der Tenor des Interviews mit Management-Professor Lutz Becker von der Karlshochschule, das durch den Fachdienst Service Insiders veröffentlicht wurde. Am Beispiel der Kundendialoge könne man das schon heute sehen. Eine Service App lokalisiert und identifiziert ihren Benutzer, personalisiert die gewünschte Informationen. „Sie ist günstiger als ein klassisches Call Center. Für den Anwender ist allerdings die Vereinfachung entscheidend“.

Voraussetzung für diese Vereinfachung ist die semantische Verarbeitung der durch den Anwender übermittelten Textinformation, meint Marketingprofessorin Heike Simmet. „Durch Semantik kann der Kontext einer Information hergestellt werden. Kundenservice kann durch die Nutzung der Kontextinformation Ort, Zeit und Benutzerprofil für einen deutlich individuelleren Kundenservice sorgen.“ Ein Kundenbedürfnis nach Service lasse sich sogar bereits im Vorfeld erfassen. „So ergibt die Information verspäteter Flug in Verbindung mit der Ticketbuchung und dem aktuellen Benutzerprofil die Chance, dem Kunden automatisch passende Informationen über…

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Deutsche mehr im Internet als am Telefon

Anrufe im Call Center immer unbeliebter. Siehe auch nebenan im Blog „Kundenservice im Social Web“: Customer Service in Social Media @AndreasHBock 

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Mobile Shopping: Neues Geschäftsmodell im Handel

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Prof. Dr. Heike Simmet

Prof. Dr. Heike Simmet

Der Kundenservice in Deutschland befindet sich in einer tiefgreifenden Umbruchphase. In letzten Jahren gab es vor allem durch Social Media deutliche Veränderungen in der Kundenkommunikation (Simmet 2011). Heute bestimmen Apps und die sich rasant entwickelnde App Economy immer stärker die Diskussion (Becker/Sohn 2012).

Doch die technologische Entwicklung beschleunigt sich zunehmend weiter. Vor allem semantische Servicelösungen in einer  Erweiterten Realität, der so genannten Augmented Reality (AR), werden in der näheren Zukunft eine verstärkte Rolle im Kundenservice spielen. Dies bedeutet, dass sich die reale Welt mit der virtuellen Welt, in die sich der Kundenservice immer mehr hinein verlagert, zunehmend vermischt. Durch die von der Augmented Reality zurzeit ausgehenden dynamischen Entwicklungen ergeben sich ganz neue und wachstumsstarke Geschäftsmodelle im Kundenservice der Zukunft.

Während  viele traditionell aufgestellte Call Center noch über die Pros und Cons der Nutzung von Social Media und Social Media Monitoring diskutieren und…

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